“Die Schnelle Lösung" oder "Was Bedeutet Beziehungsorientiert?”

Wir Eltern stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, einige davon scheinen auf den ersten Blick klar und einfach zu sein. Sie lassen sich in leicht verständliche Fragen fassen und finden sich oft bereits in Erziehungsratgebern wieder. Kein Problem, könnte man meinen. Doch genau diese Fragen haben mich zu Beginn meiner Tätigkeit als psychosoziale Beraterin, spezialisiert auf Elternschaft und Paarbeziehung, in eine Falle gelockt.

'Ab wann sollte ein Kind durchschlafen?

Wie viele Grenzen braucht ein Kind?

Darf ein Kind mit drei Jahren bereits eine Stunde fernsehen?

Wie lange ist es in Ordnung, ein Kind zu stillen und zu tragen?'

Es sind alles Fragen, die scheinbar einfach zu beantworten sind. Die Erwartungshaltung der Eltern war groß, schließlich wollten sie alles richtig machen. Hinter den Fragen spürte ich ihre Hilflosigkeit und gleichzeitig ihre Hoffnung, eine Antwort zu finden und dadurch die ersehnte Leichtigkeit zu erlangen. Doch immer wieder tappte ich in die Falle, den Menschen, die auf mich zukamen, mit ihren scheinbar so einfachen Fragen, eine genauso einfache Lösung servieren zu wollen. Eine Lösung, die sich mithilfe weniger Sätze erstellen lässt, damit das leidige Thema nach ein paar Minuten erledigt war.

Doch es gelang mir nicht, logisch verpackte und leicht umsetzbare Lösungen zu präsentieren. Egal, was ich sagte, es klang in meinen Ohren nicht richtig und fühlte sich an, als würde ich den Menschen nicht wirklich helfen, sondern nur oberflächliche Antworten bieten. Das stieß mir sauer auf und ließ Ärger und Frustration aufkommen. War es nicht meine Aufgabe, Menschen in Situationen wie diesen zu unterstützen? Sollte ich nicht gerade in solchen Momenten meine Kompetenzen ausspielen?

Heute weiß ich zum Glück, dass ich vollkommen richtig lag, indem ich den meisten Menschen nicht mit schnellen Antworten und oberflächlichen Lösungen half. Es lag nie an mangelnder Kompetenz, sondern an der Individualität jedes Einzelnen. Eine schnelle, einfache, von außen aufgedrängte Lösung funktioniert nicht. Vielleicht lasst sich das Problem kurzzeitig lösen. Doch meistens taucht es wieder auf, wenn auch manchmal an einem anderen Ort. Eine Lösung für andere zu kreieren funktioniert nicht, wenn wir beziehungsorientiert leben wollen und auch nicht wenn ich beziehungsorientiert arbeiten will. Und das ist etwas, wofür ich mit allem, was ich habe, einstehe. Als Psychologin, Beraterin und Mutter.

'Werfen Sie einen Blick auf Ihr Kind. Werfen Sie einen Blick auf sich selbst. Und dann werfen Sie einen Blick auf die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind.'

Natürlich ist diese Antwort ungemein unbefriedigend. Sie hilft im ersten Moment weder gegen schlaflose Nächte noch gegen Hilflosigkeit. Doch so verlockend und angenehm eine schnelle Lösung für alle Beteiligten auf den ersten Blick zu sein scheint, so wenig wird sie uns gerecht. Denn wir und unsere Beziehungen sind tatsächlich alle einzigartig.

Sich an der Beziehung zu orientieren, bedeutet einander zu begegnen. Es bedeutet, Kinder genauso wie Erwachsene kennenzulernen und Neues über sie zu erfahren. Genauso wie wir auch über uns selbst stets Neues lernen können. Wir können beobachten, wie wir in Begegnung mit anderen Menschen und unseren Kindern reagieren. Was ihre Handlungen und Eigenheiten in uns auslösen. Dann können wir auch dem kleinsten Menschen bereits authentisch begegnen und zeigen, wer wir sind. Dies hilft uns und unseren Kindern ein gesundes Selbstgefühl zu entwickeln und so die Beziehungsfähigkeit zu stärken. Wir brauchen endlich keine Rollen mehr zu spielen. Wir kommen in echten Kontakt miteinander.

Durch das Anerkennen der Individualität und das Eingehen auf das Gegenüber wird echte Verbindung, echte Beziehung möglich gemacht. Beziehung, die es zu 100% wert ist, sich an ihr zu orientieren.

'Je besser wir miteinander in Beziehung sind, desto besser können wir gemeinsam etwas schaffen.'

Kelly Bryson

Wer also eine schnelle Lösung von mir will, ist in den meisten Fällen an der falschen Adresse. Ich helfe dabei, sich selbst und die Qualität der Beziehungen zu reflektieren. Auch gebe ich Anregungen und Werte zur Orientierung, die das Fundament bilden, das eine echte Begegnung und das gemeinsame, individuelle Finden von Lösungen möglich machen. Doch den tatsächlichen Schritt IN die Beziehung kann jeder nur selbst gehen.

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Von unseren (inneren) Kindern und dem Bedürfnis gesehen zu werden!